PU 601 – Intensivierter Widerstand der Palästinenser – 17. Oktober 22
Intensivierter palästinensischer Widerstand
Kommentar
Die ‚Electronic Intifada‘ hat berichtet, wie Ereignisse in der besetzten Westbank zeigen, wie dem sich verstärkenden palästinensischen Freiheitskampf durch Israels unterdrückerischer und bösartiger Gewalt begegnet wird. Es ist klar, der Kampf der Palästinenser ist in einen neuen politischen Raum eingetreten. Die gleiche Quelle beschreibt auch, wie früher extremistische Randsiedler sich jetzt befürwortet und unterstützt sehen von den obersten Gruppen der israelischen Regierung. Sie werden „ermutigt und (sind fast) unter dem Schutz der Armee“. Die Palestinian Authority (PA) ist jetzt unwirksam bis zur Unkenntlichkeit. Sie wird eher als gehorsamer Diener für seine israelischen Herren gesehen. Palästinenser fragen sich über ihre „raison d’étre“ (= Grund ihres Daseins), weil sie keinen greifbaren Zweck für das palästinensische Volk erkennen. Die ‚Electronic Intifada‘ betont auch, wie „in einer Situation der totalen Straflosigkeit Israels und nur den leeren Gesten von internationalen Gruppen in Bezug auf den nicht existierenden Friedensprozess die harten Statistiken über mehr als 100 Palästinenser, die in der Westbank bis jetzt in diesem Jahr getötet wurden, voraussagen, dass es wahrscheinlich in Zukunft noch schlimmere Gewalt geben wird.“
(Bild: Bei einer kriegerischen Konfrontation beklagt sich eine Frau bei einem Militaristen?)
In einem weiteren Bericht von ‚Middle East Eye“ ist zu lesen: „Über das Aufflackern (von Konfrontationen) wird quer über die Westbank berichtet, mit Konfrontationen zwischen Palästinensern und israelischen Truppen in Begleitung von Angriffen durch jüdische Siedler. Im Shuafat-Lager, das fünf Tage lang von israelischen Truppen abgesperrt worden war nach einer tödlichen Schießerei bei einem nahen Checkpoint, ging die Gewalt weiter bis in frühe Morgenstunden. Diese wurde ausgelöst durch israelische Truppen, die Häuser der Familie Tamini erstürmten – ein Mitglied dieser Familie wird von Israel verdächtigt, einen israelischen Soldaten am Checkpoint getötet zu haben. Drei Mitglieder der Familie Tamini wurden arretiert. Israelische Streitkräfte feuerten Tränengas in die Häuser, und einige Leute drinnen erlitten Erstickungsanfälle. …Bewohner von Shuafat sagten, ihre Aktion von zivilem Gehorsam und Protest würde weitergehen, bis die israelischen Streitkräfte alle einschränkenden Maßnahmen gegen sie beenden würden. „Die Okkupations-Armee benutzt eine Politik der kollektiven Rache gegen die Bewohner des Camps, und das hat uns finanziell und psychologisch eine Menge gekostet.“ Inzwischen haben sich die Siedlerangriffe auf palästinensische Dörfer in der Nähe von israelischen Siedlungen quer durch die Westbank vermehrt. Siedler haben Hühnerfarmen angegriffen und drei davon abgefackelt; das hat zum Tod von 30.000 Vögeln geführt. Sie haben auch Olivenbäume in dem Gebiet abgeholzt, was zu Konfrontationen mit den Bewohnern geführt hat. Es gab auch Angriffe von Siedlern und Soldaten auf palästinensische Häuser und während der ganzen Nacht brach Gewehrfeuer aus.
Alle diese Akte von extremer Unterdrückung wurden zu großen Herausforderungen. „Hunderte Palästinenser konfrontierten während der Nacht israelische Sicherheitskräfte quer durch das besetzte Ostjerusalem, als israelische Soldaten unter Anwendung von Tränengas und Betäubungsgranaten etliche Arretierungen vornahmen. Die Belagerung von Shoafat durch IOF vereinigte den arabischen Teil der Stadt. Bewaffneter Widerstand gegen israelische Einfälle sind größtenteils konzentriert auf Jenin und Nablus. Aber Palästinenser vor Ort sagen, dass sich das schnell ändern könnte“.
Inzwischen haben Hamas, Fatah und 12 andere palästinensische Gruppen sich auf das grund-sätzliche Übereinkommen geeinigt, innerhalb eines Jahres gesetzgebende und Präsidenten-wahlen abzuhalten. Daumen halten!! Ziemlich häufig wurden solche Übereinkommen durch
koloniale Eingriffe und interne Unstimmigkeiten und Interessen gebrochen und zunichte gemacht.
Inzwischen kam ein Bericht der ‚Palestinian Prisoners Society‘ an die Öffentlichkeit, nach dem dreißig palästinensische Administrativgefangene sich in Gefängnissen der israelischen Besatzung nach 15 Tagen noch im Hungerstreik mit offenem Ende befinden, um gegen ihre unfaire Inhaftierung ohne Anklagen oder Untersuchung zu protestieren. 28 bis 30 hunger-streikende Gefangene wurden im israelischen Gefängnis in Ofer in Einzelhaft verbracht, seit sie mit ihrem Hungerstreik begonnen haben. Die Gruppe versichert, dass, wenn Israel noch mehr Befehle zu administrativer Haft erlässt, erwartet wird, dass noch mehr Gefangene sich dem Streik anschließen werden.
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Im Namen von MLN Palestine Updates
Ranjan Solomon
Hunderte Palästinenser konfrontieren israelische Streitkräfte in Ostjerusalem
„Hunderte Palästinenser konfrontierten israelische Sicherheits-Streitkräfte übernacht in ganz Ostjerusalem, als israelische Soldaten unter Anwendung von Tränengas und Betäubungs-granaten, während sie etliche Personen arretierten. Es wird berichtet, dass Bewohner in Isawiyah, Silwan, A-Tur, Ras al-Amud, Shuafat, Jabel Mukaber, Sur Baher und Beit Hanina auf die Straße gelaufen waren. … Viele Palästinenser hatten sich an den ‚Tag des zivilen Ungehorsams‘ am Morgen des Mittwoch gehalten in Solidarität mit den Bewohnern des Shuafat-Flüchtlingslager in Ostjerusalem, das fünf Tage lang durch Israelis abgesperrt worden war.“
(Lesen Sie weiter in ‚Middle East Eye‘)
Lesen Sie auch
Palästinenser streiken gegen israelische Belagerung im Lager von Jerusalem (Al Jazeerah)
Schauen Sie Bilder an über ‚Ein Tag von zivilem Ungehorsam im Shuafat-Flüchtlingslager (+972)
‚Belagerung von Shoafat‘ hat Ostjerusalem im Protest vereinigt.
„Die Bewohner scheinen glücklich darüber zu sein, dass sich die Zusammenstöße überall in Ostjerusalem verbreiten. Nach ihrer Ansicht hat die Belagerung von Shoafat den arabischen Teil der Stadt vereinigt. Sie haben auch gesagt, ihr Streik hätte einen Teilerfolg gebracht, weil damit zwei Routen geöffnet wurden, um das Lager im Auto zu verlassen. … „Was in Shoafat passiert, geschieht auch in Silwan und Sheikh Jarrah“, erklärte Mohammed Khattib, ein Be-wohner der Silwan-Nachbarschaft in Ostjerusalem. „Wir sind keine Nachbarschaften, wir sind eine Einheit, deren einziges Ziel es ist, uns zu verteidigen“. Er klagte die Polizei an „zu versuchen, uns in Städte und Nachbarschaften zu teilen, aber was hier aufgrund der Unter-drückung durch die Polizei passiert, betrifft alle und jeden einzelnen von uns.“
(Lesen Sie mehr in Haaretz)
Die nördliche Westbank greift zu den Waffen. Wird sich der Süden anschließen?
Der bewaffnete Widerstand gegen israelische Zugriffe konzentriert sich am meisten auf Jenin und Nablus. Aber Palästinenser vor Ort sagen, das könnte sich schnell ändern. „Warum wächst der bewaffnete Widerstand in der nördlichen Westbank und nicht im Süden? Wird er sich über den Norden hinaus ausbreiten? Wird er weitergehen? Durch Gespräche mit Journalisten, Kommentatoren und politischen Aktivisten wurde klar, dass es auf diese Fragen keine leichten Antworten gibt. Ein Grund für die Schwierigkeit ist, dass der bewaffnete Widerstand relativ unabhängig agiert, ohne zentralisierte politische Bewegung, die Pläne vorgibt, und ohne Leitung, die einen klaren Weg zeichnet. … Die Unterschiedlichkeit zwischen der Kontrollfunktion, die die PA im Norden gegenüber dem Süden ausübt, ist auf zahlreichen Wegen ersichtlich. Nicht nur ist es für die PA (= Palestine Authority) schwieriger, im Norden zu arbeiten, es ist auch ein größeres Loch entstanden durch die Anzahl der Fest-genommenen, die in jeder Region getroffen wurden. „Die Sicherheitskräfte der PA nehmen viel mehr Arretierungen in Hebron vor als im Norden,“ sagte Al-Natsha. „Auch ist im Süden die Besatzungsarmee aktiver. Alles das verringert den Widerstand im Süden gegenüber jenem im Norden.“
(Lesen Sie mehr in 972mag.com)
Palästinensische Splitterparteien unterzeichnen Versöhnungsabkommen in Algerien
Hamas, Fatah und 12 andere palästinensische Gruppen kommen überein, innerhalb eines Jahres legislative und Präsidentenwahlen abzuhalten. „Rivalisierende palästinensische Parteien und Gruppen trafen sich in Algier zu Gesprächen, die von der algerischen Regierung moderiert wurden, und haben sich geeinigt auf einen Versöhnungshandel, der durch Neu-wahlen 15 Jahre der Uneinigkeit in den besetzten palästinensischen Gebieten beenden soll.
Das Abkommen wurde vom Senior-Leiter der Fatah, Azzam al-Ahmed, dem Leiter des Politbüros der Hamas, Ismail Haniya, und dem Generalsekretär der ‚Popular Front for the Liberation of Palestine‘, Talal Haji unterzeichnet … Weitere palästinensische Wortführer waren eingeladen worden, um das Dokument zu unterzeichen, darunter Ahmed Majdalani, ein Senior-Mitglied der ‚Palestine Liberation Organization‘ (PLO), Mustafa Barghouti, der Generalsekretär der ‚Palestinian National Initiative, und Bassam al-Salhi, der Generalsekretär
Der ‚Palestinian National Party‘…. Nach Angabe des Hamassprecher Hazem Qassem, enthält die Vereinbarung nicht einen Abschnitt über die Bildung einer Einheitsregierung, aber sie enthält wohl Klauseln über die Entwicklung der Strukturen der PLO und ihre Bildung ihres Nationalrates und die Abhaltung von legislativen und Präsidentenwahlen.“
(Lesen Sie die detaillierten Angaben in Al Jazeera.)
30 inhaftierte Palästinenser bleiben auch am 15. Tag bei ihrem Hungerstreik
Nach Angabe durch die ‚Palestinan Prisoners’Society (PPS) sind dreissig palästinensische Administrativ-Häftlinge auch am 15. Tag im Protest gegen ihre unfaire Festhaltung ohne Anklage oder Verfahren immer noch bei ihrem unbefristetem Hungerstreik. PPS, eine
Gefangenen-Begleitgruppe, sagte, dass 28 der 30 hungerstreikenden Inhaftierten in Einzelhaft im Gefängnis von Ofer getan wurden, seitdem sie mit ihrem Hungerstreik begonnen hatten. Die Gruppe sagte in der vergangenen Woche, dass durch den Umstand, dass Israel noch mehr Inhaftierungsbefehle ausgibt, erwartet wird, dass noch mehr Inhaftierte in israelischen Gefängnissen in Streik treten werden. Im vergangenen Monat sandten Administrativ-gefangene in israelischen Gefängnissen eine Botschaft, in der sie bestätigten, dass die Konfrontation mit der Administrativ-Inhaftierung weitergehen wird, und dass die Praktiken des ‚Israel Prison Service‘ „nicht länger bestimmt sind durch ihre Sicherheits-Besessenheit als aktuellen Antrieb für die Okkupation, sondern eher Racheakte darstellen aufgrund ihrer Vergangenheit.“
Israel hat seine Politik der administrativen Inhaftierung gegen die Palästinenser ausgeweitet, sodass deren derzeitige Anzahl 760 übersteigt, einschließlich Jugendlicher, Frauen und älteren Leuten. Nach Angabe der ‚Prisoners‘ Affairs Commission‘ sind 80 % der Administrativ-gefangenen frühere Gefangene, die Jahre im Gefängnis verbracht hatten, davon viele als Administrativgefangene. Israels breit verdammte Politik der Administrativhaft gestattet die Haft für Palästinenser ohne Anklage oder Untersuchung über erneuerbare Intervalle hin – meistens zwischen drei und sechs Monaten basierend auf der Tatsache, dass auch ein Verteidiger des Gefangenen nicht zum Gespräch zugelassen wird. Amnesty International hat die Politik der Administrativgefangenschaft Israels als eine „grausame, ungerechte Praxis“ beschrieben, die „mithilft, Israels Apartheid-System gegenüber den Palästinensern aufrecht zu erhalten“.
(Quelle: Palestine News Network)
(Übersetzung: Gerhilde Merz)